United 4 rescue – Aktion der aej saar – viel mehr als Schiffchen basteln – Das Ergebnis

Gestern wurde der Ludwigsplatz von uns mit Schiffchen geflutet!! Wir danken allen fleißigen Menschen, die zu den 3267 Schiffchen, die es gestern bis zum Aufbau waren beigetragen haben. Dadurch, dass noch einige hinzukamen, haben wir ca 3700 Schiffchen erhalten, was uns sehr gefreut hat. Zudem war es schön, dass einige Menschen sich zum Gedenken versammelt und beim Auf- und Abbau der Schiffchen geholfen haben. Wie das Ganze genau aussah, lest, seht und hört Ihr im Folgenden:

Evangelische Jugend Saar ruft auf zum Gedenken an die Ertrunkenen und zur Solidarität mit den Seenotrettern im Mittelmeer

„Wir sehen es als unsere christliche Pflicht an, uns für die Rettung von Menschen in Lebensgefahr einzusetzen – ohne Kompromisse und unabhängig von den politischen Rahmenbedingungen“, das ist Miriam Lehberger, der Vorsitzenden der aej saar, wichtig.

Dabei spiele es keine Rolle, ob diese Menschen nun Flüchtlinge seien oder wodurch die Lebensgefahr bestehe. „Darum gedenken wir der Toten des Mittelmeeres auch stellvertretend für alle jene, die auf der Flucht zu Tode gekommen sind, egal wann oder wo.“

„Leben retten – ohne Kompromisse“

Lehberger ist die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend Saar (aej saar). Der Jugendverband hatte dazu aufgerufen aus Altpapier Schiffchen zu falten, die symbolisch für die verlorenen Leben stehen. An die 3700 gefaltete Papierschiffchen sind so gesammelt und auf dem Ludwigsplatz aufgestellt worden. 1.319 Schiffchen sollten es mindestens werden, denn so viele Menschen fanden nach Angaben der UNO Flüchtlingshilfe im Jahr 2019 den Tod beim Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten. Aber die Erwartungen wurden weit übertroffen. Die gefalteten Objekte kamen längst nicht nur aus evangelischen Kirchengemeinden oder aus dem Saarland.

„Wir haben auch von anderen Jugendverbänden und aus der Ökumene Schiffchen bekommen“, freut sich Lehberger. Schiffchen kamen darüber hinaus von Einzelpersonen aus dem Bundesgebiet, etwa aus Heidelberg, Tübingen und vom Niederrhein. Die katholische Jugendkirche eli.ja hat einen Gottesdienst zur Thematik veranstaltet. Das seien schöne Erfolge: „Wir wollten wachrütteln, das ist uns gelungen.“

Doch nicht nur um die Toten ging es dem evangelischen Jugendverband und den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern, sondern auch um Solidarität mit denjenigen, die Menschen in Lebensgefahr helfen, wie die Mitarbeitenden der zivilen Seenotrettung. Erst Ende August hat die „Sea-Watch 4“, das Rettungsschiff, das maßgeblich vom Bündnis „united4rescue“ finanziert wird, mehrere hundert Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Einfach war das nicht gewesen, denn es dauerte Tage, bis das Schiff an einem sicheren Hafen anlaufen durfte.

„Die Rettungsmissionen im Mittelmeer haben vieles in der Gesellschaft verändert. Ich finde es traurig zu sehen, wie diese Einsätze die Gesellschaft spalten“, stellt auch Manuel Hipfel fest. Der 28-jährige ist Vorsitzender des Fachausschusses für Kinder- und Jugendarbeit des Kirchenkreisverbands An der Saar. Viele Menschen, gerade in den Kirchen, würden sich eine Ausweitung der zivilen Seenotrettung wünschen. Aber nicht nur. Mit der Schiffchen-Aktion auf dem Ludwigsplatz solle darum auf einen viel tiefer greifenden Missstand hingewiesen werden: „Aktuell scheint es in der öffentlichen Meinung legitim zu sein, Rettungseinsätze im Mittelmeer generell infrage zu stellen. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die es absolut in Ordnung fänden, diese Menschen nicht zu retten, weil sie sich ja freiwillig auf die gefährliche Reise begeben hätten. Solche Meinungen machen mich wütend.“, führt Hipfel aus. Wenn das dazu führe, dass erst nach Hintergründen gefragt werde, bevor jemandem lebensnotwendige Hilfe geleistet werde, sorge das das nicht nur für eine Verrohung, es stelle Mitmenschlichkeit in Gänze infrage. Für Hipfel ist das ein Unding. „Die zivilen Seenotretter und generell Schiffe, die Nothilfe leisten, werden dadurch kriminalisiert. Selbst wenn sie irgendwann einen Hafen finden, der sie aufnimmt, müssen die Verantwortlichen mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen, weil sie Menschenleben als rettenswert erachten.“

„Das Gebot der Nächstenliebe verpflichtet uns, Menschen zu helfen“, betont auch Thomas Bergholz, Pfarrer der Ludwigskirche. Seine Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken war sofort bereit, die Aktion des Jugendverbands zu unterstützen und den Ludwigsplatz dafür zur Verfügung zu stellen. „Christus lehrt uns, unsere Mitmenschen so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten. Ihnen das Leben zu retten, ist das Mindeste, was ermöglicht werden muss.“ Darum widmeten sich die Fürbitten in der Gedenkaktion auf dem Ludwigsplatz den Toten, aber auch den aktiven Seenotrettern und den politischen Entscheidungsträgern. Für das Gedenken wurde der Ludwigsplatz in ein symbolisches „Meer“ verwandelt. Der Gedanke soll bleiben, auch wenn die Papierschiffchen wieder weggeräumt sind.